Ranking Ep. 1: Liam Gallagher
Eine neue Reihe wird ins Leben gerufen! Ab jetzt werden hier in unregelmäßigen Abständen komplett subjektiv alle Alben von einem Artist gerankt. Heute: Liam Gallagher.
Die bislang eher kurze Karriere des Solokünstlers überzeugt teils sehr, teils gar nicht. Wie auch meiner Liebe zu ihm ist Gallaghers musikalisches Schaffen sehr ambivalent. Zusätzlich zu den drei Studioalben werden die Live-Alben und auch das gemeinsame Album mit Stone Roses-Gitarrist berücksichtigt. Sieben Alben streiten sich also um den Thron, der letzte Platz ist jedoch offensichtlich:
Platz 7 - Liam Gallagher & John Squire
Es hätte schlimmer kommen können - aber auch deutlich besser. Neben teils furchtbaren Texten stört auch die Eintönigkeit den Genuss von Liams guter Stimme. John Squire scheint nur einen Gitarrensound zu haben. Einerseits gut einen Signature-Sound zu haben, andererseits auch kacke, dass die Songs kaum auseinander zu halten sind. Die wenigen Highlights wie “Mars To Liverpool” oder “I’m A Wheel” werden von Totalausfällen wie “Love You Forever” und “I’m So Bored” verschluckt. Wirklich erfreulich sind nur der gewohnt gute Gesang und die Gitarrensoli. Letztere sind manchmal aber auch so lang, dass der Daumen schnell auf den Skip-Button springt.
Platz 6 - MTV Unplugged
Nach den zwei ersten Alben scheinen Liam die Ideen ausgegangen zu sein. 2020 folgte dann ein MTV Unplugged, das jeder Musiker, der was auf sich hält gemacht haben muss. Vielleicht auch eine Wiedergutmachung für seinen Ausfall beim Unplugged Album von Oasis. Die neue Auflage von Liam allein ist okay, eine schöne Version mancher Songs von ihm selbst und seiner ehemaligen Band. Besonders “Sad Song” überrascht. Songs wie “Wall Of Glass” oder “Some Might Say” büßen leider sehr viel der Energie ein, die die Studioaufnahmen so besonders machen. Ein mediokres Live-Album, das in etwa das hält, was man sich davon verspricht.
Platz 5 - C’MON YOU KNOW
Ein 50/50 Album. Nach drei Jahren ohne neues Album sollte man denken, man hätte in der Zeit viel an neuen Songs geschraubt - hier vielleicht zu viel. Zusammen mit Star-Produzent Andrew Wyatt neigen hier zu oft in experimentelle Produktionen rein, die einfach nicht zu Liam passen. Der Hype bei mir hätte nach der ersten Single “Everything’s Electric” nicht größer sein können, der wurde mit der zweiten Single “C’mon You Know” aber schnell gedämpft. Den Song hat Liam übrigens allein geschrieben - merkt man auch… High- und Lowlight geben sich hier die Klinke in die Hand, deswegen ein verdienter Platz fünf.
Platz 4 - Down By The River Thames
Zusammen mit dem oben genannten Album veröffentlicht, macht dieses sehr viel mehr Spaß. Zusammen mit Bonehead und seiner restlichen Band reißt Liam hier auf einem Boot ohne Publikum komplett ab. Zusammen mit dem Video sind sowohl Solo-Tracks als auch Oasis Songs super live umgesetzt. Vor Allem habe ich mich gefreut, endlich mal eine gute Liveversion von “Headshrinker” zu hören. Insgesamt eines der besten Konzerte die während Corona ohne Publikum gegeben wurde, gerade wegen Kulisse, nicht minder aber wegen der Musik.
Platz 3 - Knebworth 22
Liam bringt im Jahr 2022 ein bisschen von dem Zauber aus 1996 zurück. Auch wenn es lange nicht ab das Original herankommt, wirkt das Album wie ein richtig gut produziertes Oasis-Livealbum. Schon der Opener “Hello” verpasst mir Gänsehaut, die bis zum Ende bleibt, auch wenn sie zwischendurch mal abnimmt. Zusammenfassend ein Livealbum so gut wie es eben geht. Ein weiterer Tipp ist “More Power”, das hier viel besser ist als auf “C’MON YOU KNOW”.
Platz 2 - Why Me? Why Not.
Die ersten vier Songs sind eigentlich schon genug, um sich von Liam als Solokünstler zu überzeugen. Sie zeigen schön die gesamte Bandbreite, die er zusammen mit seinen Produzenten und Songwritern abbilden kann. “Shockwave” ist der perfekte Live-Opener, “One of Us” ist wunderbar melancholisch und kann als Nachricht an seinen Bruder gesehen werden, oder auch nicht. “Once” ist einfach wunderschön, allein wenn ich mir im Kopf den Refrain vorsinge, bekomme ich Gänsehaut. Track vier “Now That I’ve Found You” ist der wohl positivste Song, den es von Liam gibt. Die Liebeserklärung an seine Tochter übertrifft viele romantische Liebessongs um Längen. Die restlichen Tracks sind netter Beifang, bei denen Nischenfans noch das ein oder andere Easteregg finden können.
Platz 1 - As You Were
Das Debüt. Natürlich ist das Debüt das Beste. “Wall Of Glass” war der Song meines Sommers 2017. Ich war 17 und war noch nicht so lange Rockfan. Allein für diese Magie und dieses Gefühl hat dieses Album den ersten Platz verdient. Nebenbei kommt die Platte noch mit unglaublichen Bangern wie “For What It’s Worth” oder “Chinatown” daher. Wenn man die Deluxe-Tracks gekonnt ignoriert, ist dieses Album fast perfekt. Natürlich sind es keine genial geschriebenen und durchdachten Songs, aber das erwartet auch niemand. Zu Liam will man feiern, in der Sonne spazieren gehen oder einfach gefühlsmäßig mitgenommen werden. Und all das findet jeder, der damals sehnlich auf dieses Album gewartet hat.